Kitname: Luftwaffe Alpha Jets
Hersteller: Wingman Models
Material: Spritzguss, Metall, Resin
Preis: € 65,– bei shopofphantoms.com
Maßstab: 1:48
Kitnummer: WMK48005
Produktlink: Luftwaffe Alpha Jets
Erhältlich ab: 2013
Einleitung:
Der Alpha Jet entsprang den französisch-deutschen Bestrebungen der 60er Jahre, ein modernes Düsenschulflugzeug zu bauen. Das Konsortium Dassault und Dornier gewann schließlich die Ausschreibung. Deutschland beschloss dann, die Pilotenausbildung in den USA zu belassen und den Alpha Jet entgegen der ursprünglichen Planung als leichtes Kampfflugzeug einzusetzen.
Daher gibt es auch – neben einigen Unterversionen – zwei verschieden Typen dieses Flugzeugs. Der Alpha Jet A stellt die Luftnahunterstützungsvariante (Appui Tactique) der Luftwaffe dar, der Alpha Jet E ist die Trainerversion (Ecole) für die Armée de l’air, also der Französischen Luftstreitkräfte. Die beiden Muster sind leicht zu unterscheiden. Die A-Version hat eine spitz zulaufende Nase, die E-Variante hat zur Verbesserung der Trudeleigenschaften eine abgerundete Nase. Der Alpha Jet hob am 26. Oktober 1973 ins Istres, Frankreich, zu seinem Jungfernflug ab.
1979 wurde der Alpha Jet A in der Luftwaffe mit 175 bei Dornier gebauten Einheiten in Dienst gestellt. Das Jagdbombergeschwader (JaboG) 41 in Husum, das JaboG 43 in Oldenburg, das JaboG 49 in Fürstenfeldbruck und das Ausbildungskommando in Beja, Portugal, war die Hauptverbände, die dieses Muster einsetzten. Anfang der 90er-Jahre wurde der Alpha Jet bei der Luftwaffe ausgemustert. Nur die Fluglehrgruppe in Fürstenfeldbruck betrieb den Alpha Jet noch in der taktischen Grundausbildung der zukünftigen Tornado-Besatzungen bis zum 30. Juni 1997.
Box und Inhalt:
Erst seit kurzer Zeit ist ein neuer Player auf dem Modellbaumarkt: Wingman Models aus dem mittelfränkischen Erlangen in der Nähe von Nürnberg. Diese Firma stellt eine Kooperation zwischen dem AirDOC-Verlag von Andreas Klein und IsraDecal von Ra´Anan Weiss dar.
Wingman Models spezialisiert sich auf das upgraden bereits bestehender Bausätze anderer Hersteller. So wird im Fall der „Luftwaffe Alpha Jets“ der Kinetic-Kit mit Resin- und gedrehten Metallteilen, einer PE-Platine, Abdeckmasken und einem umfangreichen Decalbogen gehörig aufgewertet.
Der Stülpkarton mit einem sehr schönen Foto eines Alpha Jets der Luftwaffe als Coverbild beinhaltet Folgendes:
– 3 Spritzgussrahmen in hellgrauem Plastik
– 1 Rahmen mit den Klarsichtteilen
– 26 Resinteile
– 1 Fotoätzteilplatine
– 1 gedrehtes Pitotrohr
– 2 gedrehte AoA-Sensoren
– 2 vorgestanzte Maskierfolien
– 1 Decalbogen
– 1 4-seitiges Walkaround in Farbe im Format A4
– 1 12-seitige farbige Bemalungs- und Markierungsanleitung im Format A4
– 1 8-seitige schwarz-weiße Bauanleitung in englischer Sprache im Format A4
Der Bausatz:
Die Spritzgussteile stammen von Kinetic aus Hong Kong. Ich habe über die Qualität der Plastikteile für den Alpha Jet im Internet schon so manche Meinung gelesen. Ein Kritikpunkt, der öfters auftaucht ist, dass die Gravuren und Nietenreihen „verwaschen“ seien. Dem kann ich nicht zustimmen. Gut, sie könnten zwar etwas feiner sein, aber „verwaschen“ ist etwas anderes. Die Blechstöße und Nieten sind versenkt, ordentlich ausgeführt und laufen nicht ins Leere.
Die Oberfläche der Plastikteile ist ganz leicht angeraut. Leider sind einige Sinkstellen – vor allem an den Rumpfhälften – zu erkennen. Die Auswurfmarkierungen dürften nach dem Zusammenbau nicht mehr sichtbar sein. Die Luftbremsen und die Landeklappen können aus- oder eingefahren angebracht werden. Die Seiten- und Höhenruder sind angegossen. Die Klarsichtteile sind leider nicht ganz perfekt. Da sind einige Schlieren zu sehen.
Mit diesem Bausatz könnte übrigens auch die E-Version des Alpha Jets gebaut werden. Alle Teile dafür sind vorhanden. Allerdings würde das wenig Sinn machen, weil die Decals und die Resinteile auf die A-Variante abgestimmt sind.
Sehen wir uns nun die Beigaben von Wingman Models dieser auf 750 Stück limitierten Auflage an. Da sind vor allem die 26 Resinteile. Der Großteil davon wird für das Cockpit verwendet, das damit fast vollständig neu aufgebaut werden kann. Im Vergleich zum originalen Bausatzteil sind bei der Cockpitwanne aus Resin die Schalter, Hebel und Knöpfe um einiges deutlicher ausgeführt.
Auch die beiden Armaturenbretter profitieren als Resinbeigabe. Wobei hier anzumerken ist, dass keine Decals für die Instrumente beiliegen. Hier ist entweder Mikrobemalung angesagt – was nicht jedermanns Sache ist – oder man schneidet einzeln passende Decals aus der Restekiste aus und bringt sie an.
Die beiden Rückwände an denen die Schleudersitze angebracht werden, überzeugen ebenfalls. Apropos Schleudersitze. Die Alpha Jets der Luftwaffe (also die A-Version) waren mit Stencel Schleudersitzen ausgestattet, die französischen Flugzeuge (E-Version) dagegen mit Martin-Baker-Sitzen. Die Kinetic-Teile lassen jedoch nur den Bau eines eher rudimentären Martin-Baker zu. Gut das Wingman Models zwei sehr schöne Stencel SIII Schleudersitze aus Resin beilegt, die mit der ebenfalls enthaltenen 4 x 2,4 cm messenden – eher winzigen – Fotoätzteilplatine noch weiter verfeinert werden können.
Als Abschluss zum Cockpit sei noch erwähnt, dass in der Bauanleitung keinerlei Angaben zur farblichen Gestaltung dieses Bereiches gemacht werden. Dafür liegt eine vierseitige Bemalungsanleitung mit 16 Farbfotos der Schleudersitze und des Cockpits und 3 Fotos des Hauptfahrwerks bei. In englischer Sprache wird auf die zu verwendenden Grundfarben (RAL bzw. Humbrol) eingegangen. Sollte dieser Painting Guide nicht beiliegen, was anscheinend bei den ersten ausgelieferten Bausätzen der Fall ist, dann könnt Ihr ihn hier direkt von der Homepage des Herstellerst herunter laden und ausdrucken.
Als weitere Resinbeigaben finden wir die beiden abgeflachten Hauptfahrwerksräder und das Frontrad. Im Gegensatz zu den Plastikteilen weisen sie ein schönes Profil auf. Beim Abtrennen vom Angussblock könnte es passieren, dass das Profil beschädigt wird – also aufpassen.
Und dann haben wir noch den Waffenbehälter für die Mauser BK 27. Das Resinteil kommt dem Original in der Formgebung wesentlich näher als das Plastikteil von Kinetic. Leider ist der Mündungsfeuerdämpfer der Kanone ziemlich unsauber ausgeführt und im Behälter selbst sind ein paar kleine Löcher zu sehen, die durch Lufteinschlüsse beim Gießen des Resins entstanden sind.
Auch zu den Resinteilen habe ich ein paar negative Meinungen gelesen. Und auch hier muss ich widersprechen. Alle Teile sind im Großen und Ganzen wesentlich besser detailliert als die originalen Bausatzteile und der Einbau wird sicher ein schöneres Endergebnis bringen. Mag sein, dass der eine oder andere Hersteller solche Resinteile noch etwas akkurater herstellen kann, aber die Zugaben von Wingman Models sind in Ordnung.
Die drei gedrehten, superfeinen Metallteile stammen von der Firma Master aus Polen. Sie ersetzen das Pitotrohr und die beiden AoA-Sensoren und sind ein Traum gegenüber den Bausatzteilen. Die vorgestanzte, flexible Maskierfolie sorgt dafür, dass das Abkleben der Klarsichtteile und der Räder sehr schnell, einfach und exakt erledigt werden kann.
Markierungsmöglichkeiten:
Und dann ist da noch das absolute Highlight dieses Bausatzes, der riesige von Cartograf gedruckte und über jeden Zweifel erhabene Decalbogen. Wir sind davon überzeugt, dass sich Nassschiebebilder nicht mehr sauberer und schärfer drucken lassen. Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass sich diese Decals hervorragend verarbeiten lassen. Sie sind reißfest, kleben nicht sofort an der Modelloberfläche fest (d.h. sie lassen sich noch gut verschieben) und mit etwas Weichmacher legen sie sich sauber in jede Vertiefung.
In der 12-seitigen, farbigen Bemalungsanleitung werden keine Farben bestimmter Hersteller angegeben, sondern die entsprechenden RAL-Nummern. Z.B. für das Norm 72 Tarnschema die RAL-Nummern 6014 gelboliv, 7012 basaltgrau, 7001 silbergrau und 9005 schwarz.
Auf den ersten fünf Seiten wird das Norm 72 Tarnschema behandelt, in dem 19 verschiedene Maschinen dargestellt werden können. Darunter drei mit auffälligen NATO-Tiger-Meet-Lackierungen.
Ungewöhnliche Lackierungsvarianten zeigen die Seiten 6 und 7. Damit können Versuche mit Tarnschemen an zwei Alpha Jets nachvollzogen werden, die im Mai 1982 stattgefunden haben.
Die Seiten 8 bis 10 widmen sich dem Norm 83 A und B Tarnschema. Es können hier weitere acht Modelle realisiert werden. Insgesamt sind also 29 verschiedene Modelle zumindest mit der linken Rumpfseite dokumentiert. Eine detaillierte 4-Seiten-Risszeichnung zeigt bei jedem Tarnschema zumindest eine Maschine von allen Seiten.
Seite 11 und 12 zeigen dann noch die wirklich umfangreiche Anbringung der Stencils – also der allgemeinen Beschriftungen und Wartungshinweise – für die Tarnschemen Norm 72 und 83.
Detailbilder:
Eine von 29 verschiedenen Markierungsmöglichkeiten:
Fazit:
Ein nicht ganz perfekter Grundbausatz, gut gemachte Resin-, Fotoätz- und Metallteile und ein traumhafter, riesiger Decalbogen ergeben zusammen einen soliden Multimedia-Kit, mit dem der halbwegs erfahrene Bastler ein sehr schönes Modell eines Alpha Jets verwirklichen kann. Fünf Kitchecker-Sterne gehen sich ganz knapp nicht aus – der Bausatz ist aber trotzdem sehr empfehlenswert.
Vielen Dank an die Firma für die Bereitstellung dieses Besprechungsmusters!
©kitchecker.de
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