Kitname: Bf 109G-6
Hersteller: Eduard Model Accessories
Material: Spritzguss, Metall
Preis: ca. € 28,–
Maßstab: 1:48
Kitnummer: 8268
Produktlink: Messerschmitt Bf 109G-6
Erhältlich ab: Mai 2014
Einleitung:
Heute gehe ich ausnahmsweise nicht auf die ohnehin gut dokumentierte Geschichte der Messerschmitt Bf 109G-6 ein, sondern widme mich einem Thema das in diversen Internetforen und Bausatzbesprechungen heiß diskutiert wird: Dem Hersteller sind bei der Dimensionierung der Gussformen einige Fehler unterlaufen. Länge und Flügelspannweite sind zu groß, um exakt dem Maßstab 1:48 zu entsprechen.
Vladimir Sulc, der Boss von Eduard, hat in der Juni-Ausgabe von Info Eduard, dem hauseigenen Onlinemagazin, dazu wie folgt Stellung genommen:
Our brand new Bf 109G-6 has already been feeding various Internet discussion boards for five weeks now, and it doesn´t seem like things are about to change. Despite there being plenty of discussion regarding the details of this new release, this has been totally eclipsed by many forum ‘flames’ which singled out the dimensions of our new kit. Unfortunately, we do have to admit that our kit is definitely larger than the scale for which it was designed, and therefore oversized. It is our fault. We admit that. We wrongly calculated the expected dimensional attributes of the final model, in comparison with the master model we were using. In our case, this is a virtual 3D master model. If we accept 9020 mm as a correct length of the real aircraft, then we are about some 3 mm longer in scale, which means the kit is about 1.5% larger than it should be, and therefore gives an overall scale of 1:47.26. Concerning the wingspan, we are wider in overall span by about 2.6mm on each half of the wing, giving an average oversize of around 2.5%. I want to let you know that I’m personally very sorry that this has happened. We are currently finding ways in which we can fix this problem, but please understand that acquiring the correct dimensional accuracy and implementing this with tooling re-works requires time.
Das ist nur ein Auszug aus seinem Statement, den Rest könnt Ihr hier nachlesen: Info Eduard, June 2014.
In verschiedenen Forenbeiträgen habe ich auch schon gelesen, dass die gesamte Spannweite bis zu 8 mm zu groß sein soll, was zu einem echten Aufreger im Internet geführt hat. Teilweise ist das natürlich verständlich. Die Erwartungen an den Kit wurden nicht zu Letzt von Eduard selbst durch ein intensives Marketing sehr hoch geschraubt. Und dann das! Wer den Schaden hat, der braucht für den Spott nicht zu sorgen.
Ich möchte klarstellen, dass ich kein „Nietenzähler“ bin, obwohl ich das als Reviewschreiber eigentlich sein sollte, und sehe die Situation ziemlich entspannt. Dass das fertige Modell nicht ganz maßstäblich sein wird ist Fakt und recht ärgerlich. Für mich zählt aber zu allererst der Gesamteindruck eines Modells und der hängt ganz wesentlich von der Lackierung ab. Und was beeinflusst die Lackierung? Genau, die Passgenauigkeit und die Oberflächengestaltung der Bauteile. Den geschickten Umgang mit der Airbrush durch den Modellbauer natürlich vorausgesetzt.
Je besser die Passgenauigkeit der Teile, umso weniger muss gespachtelt, geschliffen und nachgraviert werden, was fast immer zu Qualitätsverlusten der Oberfläche führt – z.B. verschliffene Gravuren und Nietenreihen, die oft nur sehr mühsam oder gar nicht wiederherzustellen sind. Die Passgenauigkeit der G-6 von Eduard dürfte ersten Bauberichten im Internet zu folge außerordentlich gut sein. Und die Oberflächengestaltung von Eduards „Gustav“ ist sensationell und schließt nahtlos an jene der Spitfire oder der Bf 109E an. Mehr darüber weiter unten.
Und ich glaube auch, dass man den Größenunterschied kaum merken wird, sofern das Modell nicht direkt neben einer maßstäblich korrekten G-6 eines anderen Herstellers steht. Übrigens soll Hasegawas G-6 angeblich etwas zu klein geraten sein. Ich will hier keine Lanze für Eduard brechen, aber ich finde man sollte die Kirche im Dorf lassen und fair bleiben. Manche Foreneinträge, die ich gelesen habe, erwecken den Eindruck, der ganze Bausatz sei Schrott und man kann damit kein vernünftiges Modell bauen. Das stimmt sicher nicht. Als Beweis dafür ein paar Fotos einer fertigen „Gustav“ von Eduard. Sieht doch gut aus, oder?
Box und Inhalt:
Was erwartet uns nun nach dem Öffnen der orange-grauen ProfiPack-Schachtel:
- 4 Spritzgussrahmen mit 207 Teilen in dunkelgrauem Plastik
- 1 Rahmen mit den Klarsichtteilen
- 1 teilweise bereits farbig gestaltete Fotoätzteilplatine
- 1 Abdeckmaske
- 2 Decalbögen
- 16-seitige farbige Bau- und Bemalungsanleitung im Format A4
Der Bausatz:
Die Plastikteile weisen sehr feine Gravuren, wunderschöne Nietenreihen und tolle Oberflächenstrukturen auf – typisch Eduard eben. Grußgrate, Fischhaut oder Formversatz sind nicht zu sehen. Auch kleine Teile sind noch hervorragend detailliert. Die einzigen Sinkstellen, die ich finden konnte, befinden sich auf der Rückseite der Propellerblätter, werden sich aber leicht beheben lassen. Die wenigen Auswurfmarkierungen werden nach dem Zusammenbau nicht mehr sichtbar sein.
Die sehr übersichtliche und exakt gezeichnete Bauanleitung lässt meiner Meinung nach keine Fragen offen. Seite 3 und 4 widmet sich dem gut detaillierten Cockpit, das geradezu danach bettelt, geöffnet dargestellt zu werden. Bei praktisch jedem auch noch so kleinen Teil ist angegeben, wie es zu bemalen ist. Die PE-Teile für das Instrumentenbrett und die Sitzgurte sind bereits sehr schön fix und fertig farbig lackiert. In Kombination mit dem schichtweisen Aufbau wird sich ein gewisser 3D-Effekt einstellen. Ein besonderes Highlight ist die Benzinleitung aus einem Klarsichtteil. Man muss beim Abtrennen vom Rahmen zwar höllisch aufpassen, dass sie nicht bricht, aber ist sie einmal ordentlich bemalt und angebaut, wird sie sich im Cockpit sehr gut machen.
Im Gegensatz zur „Emil“ findet sich bei der neuen „Gustav“ auf den Spritzgussrahmen leider kein Motor und kein Waffenschacht mehr. Freilich bringt Eduard den Zurüstsatz Nr. 648141 „Bf 109G-6 engine and guns“ in der Brassin-Reihe auf den Markt, aber den muss man sich dann natürlich extra kaufen. Wobei ich die Entscheidung des Herstellers aber verstehen kann. Der Bausatz kann günstiger produziert und damit verkauft werden, je weniger Teile konstruiert werden müssen. Und wahrscheinlich wird der Großteil aller Modelle ohnehin mit geschlossener Motorverkleidung gebaut, auch wenn ein Motor beiliegen würde. Und für die Profis kommt wahrscheinlich nur der Brassin-Motor mit seiner Spitzendetaillierung in Frage.
Positiv zu vermerken ist auch, dass die Seiten-, Höhen- und Querruder, die Landeklappen sowie die Vorflügel in ausgelenkter Stellung angebaut werden können. Das wird ein sehr realistisches Aussehen ermöglichen. Von ausgezeichneter Qualität ist auch das Fahrwerk – auf den Reifen kann man sogar die Beschriftung lesen. Die Radkästen sind super detailliert. Was bei Eigenkonstruktionen der Firma Eduard immer auffällt ist, dass weder an den Rumpfhälften noch an den Tragflächen Passstifte vorhanden sind.
Die Klarsichtteile sind von sehr guter Qualität – glasklar und schlierenfrei. Selbstverständlich kann die Cockpithaube geöffnet angebracht werden. An Außenlasten können natürlich die beiden Kanonenbehälter an den Unterflügeln und ein Abwurftank angebaut werden. Etliche der insgesamt 207 Teile werden nicht benötigt und werden zum Bau anderer Versionen dienen.
Eine exakt vorgestanzte Abdeckmaske sorgt dafür, dass das Abkleben der Cockpitverglasung rasch und sauber ausgeführt werden kann. Einfach vom Bogen abziehen, an der entsprechenden Stelle anbringen und schon kann mit der Airbrush lackiert werden.
Markierungsmöglichkeiten:
Hier geizt Eduard wirklich nicht und bietet fünf sehr interessante Optionen an. Der Decalbogen mit den Markierungsmöglichkeiten stammt von Cartograf und ist absolut sauber, versatzfrei und bestechend scharf gedruckt. Der kleinere Bogen mit den Stencils wurde in Tschechien gedruckt, ist aber auch von guter Qualität.
Zu jeder darstellbaren Maschine gibt es in englischer Sprache auch noch eine kurze Erläuterung zu den Piloten und den zugehörigen Einheiten. Alle Farbangaben beziehen sich auf Gunze Aqueous- bzw. Mr. Color-Farben. Alle fünf Markierungsmöglichkeiten sind als farbige 4-Seiten-Risszeichnung genau dargestellt – da bleiben keine Fragen offen. Eine weitere Seite zeigt die Anbringung der Stencils, also der allgemeinen Beschriftungen.
Werk-Nr. 27169, Feldwebel Heinrich Bartels, 11./JG 27, Kalamaki, November 1943
Werk-Nr. 440141, Oberleutnant Wilhelm Schilling, Staffelkapitän 9./JG 54, Ludwigslust, Februar 1944
Werk-Nr. 18807, Oberfeldwebel Alfred Surau, 9./JG 3, Bad Wörishofen, September 1943
Oberleutnant Alfred Grislawski, Staffelkapitän 1./JGr. 50, Wiesbaden-Erbenheim,
September 1943
Major Ludwig Franzisket, Gruppenkommandeur I./JG 27, Anfang 1944
Detailbilder:
Fazit:
Natürlich muss wegen der nicht korrekten Abmessungen ein Stern abgezogen werden. Es bleibt aber immer noch ein sehr guter Bausatz der G-6, der durch überzeugende Oberflächengestaltung, beiliegenden Ätzteilen und fünf schönen Markierungsmöglichkeiten besticht. Eduard arbeitet übrigens bereits an einer Korrektur der falschen Dimensionen. Das Ergebnis wird aber frühestens erst nach der im Juli 2014 erscheinenden Royal-Class-Edition vorliegen.
Vielen Dank an die Firma für die Bereitstellung dieses Besprechungsmusters!
©kitchecker.de
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